Referenz Windobona Indoor-Skydiving

Spezial-Schalldämmung

BerlinerLuft. Schalldämmsysteme im Windkanal

Schweben in 900.000 m³/h Berliner Luft

Die an Attraktionen wahrlich nicht arme Bundeshauptstadt Berlin hat ein neues Highlight: Seit Oktober 2017 gibt es auf dem Gelände des alten Wasserwerks an der Landsberger Allee die neue Windobona Indoor Skydiving-Anlage, in der Einzelpersonen und Gruppen für einige Minuten frei von jeder Gravitation im Luftstrom schweben können. Um die Geräusch­emissionen der riesigen Ventilatoren erheblich zu verringern und dadurch auch einen Betrieb der Anlage am Abend zu ermöglichen, entschied sich der Betreiber für aufwändige Schall­dämmmaßnahmen der BerlinerLuft. Technik GmbH.

Nur wenige Kilometer vom Alexanderplatz entfernt steht die neue Windobona Indoor Skydiving-Anlage. Es ist nach Wien und Madrid erst die dritte Anlage in Europa, die das österreichische Unternehmen errichtet hat. Indoor Skydiving ist ein neuer Trendsport und ein Erlebnis für Jung und Alt. Das Schweben in einem vertikalen Tunnel mit Windgeschwindig­keiten bis 280 km/h vermittelt das Gefühl eines freien Falls und ist vergleichbar mit einem Fallschirmsprung aus 4.000 m Höhe - nur völlig ungefährlich. Die ab 49 € erhältlichen Flüge (Dauer zwei Minuten) beinhalten eine persönliche Einweisung (Basispositionen und Verhal­ten im Windkanal), die Ausrüstung (Anzug, Helm, Brille und Gehörschutz), eine Nachbespre­chung mit Videoaufzeichnung des Flugs sowie ein Flugzertifikat. Es können maximal vier Personen gleichzeitig fliegen. Das Maximalgewicht für eine Einzelperson beträgt 120 kg.

„Der entstehende Lärm der Freizeitanlage soll keine „Spaßbremse“ darstellen, den Betrieb beeinträchtigen oder Anwohner stören. Oberstes Ziel war es deshalb, mit den eingesetzten Schalldämmsystemen die Lärmausbreitung so zu reduzieren, dass in der Windobona-Anlage ganzjährig wetterunabhängig und auch in den Abendstunden geflogen werden kann. So haben wir alle bestehenden Möglichkeiten zur Schallreduzierung ausgeschöpft, ohne den Kostenrahmen zu sprengen“

                                                                                                                                                            Projektleiter Gunnar Beck

900.000 m³/h Luft für 280 km/h

Abbildung 2 zeigt den Aufbau des insgesamt knapp 20 m breiten und 32 m hohen Gebäu­des, in dem sich die 17 m hohe und 4,3 m breite Flugkammer befindet (Punkt 1 in der Ab­bildung). Die Flugkammer ist mit dreischichtigem, 4 cm dickem Panzerglas vollverglast. Auf der gegenüberliegenden Seite befinden sich die vier stufenlos regelbaren Axialventilatoren (Punkt 3). Diese haben Durchmesser von je 2,9 m und erreichen eine Gesamtluftleistung von 900.000 m³/h (elektrische Leistungsaufnahme je Ventilator 319 kW). Die Luftumwälzung erfolgt im Zirkularsystem: Die Ventilatoren saugen die Luft über einen Diffusor (Punkt 5) und Umlenkelemente (Punkte 2; gebogene Aluminiumprofile) oben aus der Flugkammer ab und drücken sie nach unten, wo sie erneut Umlenkelemente durchströmt. Danach erreicht die Luft eine Düse (Punkt 6) und wird darin auf eine maximale Geschwindigkeit von 280 m³/h beschleunigt. Der Boden der Flugkammer (Punkt 4) besteht aus einzeln aufgehängten und federnden Drahtseilen. Aus den Betriebsdaten Luftvolumenstrom (250 m³/s) und der elektri­schen Leistungsaufnahme der Ventilatoren (4 x 319 kW, Ventilatorwirkungsgrad 60 %) errechnet sich ein mittlerer statischer Druck im Luftkanal von etwa 3.000 Pa.
 

Aufwändige Maßnahmen zum Schallschutz

Die Windobona Indoor Skydiving-Anlage steht in einem Mischgebiet, in dem die Anforde­rungen der TA Lärm einzuhalten sind. Die TA Lärm fordert maximale Schalldruckpegel in Gewerbegebieten von 65 dB(A), in Kern,- Dorf- und Mischgebieten von 60 dB(A) und in allgemeinen Wohngebieten von 55 dB(A). Diese Grenzwerte müssen in den Abendstunden um jeweils 15 dB(A) verringert werden. Dabei gelten diese Werte jeweils beim Empfänger, also zum Beispiel am Fenster einer Wohnung. Um den Flugbetrieb auch bis 22 Uhr durchführen zu können, waren an der gesamten Anlage aufwändige Maßnahmen zur Schalldämmung erforderlich.

Mit diesen Aufgaben wurden die Spezialisten der Berliner.Luft Technik GmbH betraut. Sie projektierten auf Basis von speziell für dieses Projekt hergestell­ten Kulissenschalldämpfern geeignete Schalldämpfungsmaßnahmen an den Zu-und Abluftöffnungen des Bauwerks und installierten auch schallabsorbierende Wandverkleidungen. Die Ausführung der Maßnahmen inklusive des Einbaus erfolgte von April bis August 2017.
 

So wurde der Schallschutz geplant und ausgeführt

Als Grundlage für die schalltechnischen Betrachtungen dienten bereits vorliegende Messwerte einer vergleichbaren Windobona-Anlage in Wien. Hier wurden Schalleistungs­pegel (LwA) für die ungedämpften Zuluftöffnungen von 99 dB(A) je Gebäudeseite und für die Luftaustrittsöffnung mit 104 dB(A) über Dach gemessen. Um einen 24-h-Betrieb der Anlage zu ermöglichen, bedarf es der Einhaltung der gesetzlichen Grenzwerte der TA Lärm. Hierzu wurde von einem Ingenieurbüro eine schalltechnische Immissonsprognose durchgeführt, nach der die Schallemissionen auf Schalleistungspegel (LwA) für die Zuluftöffnungen von unter 79,5 dB(A) je Gebäudeseite und für die Luftaustrittsöffnungen von unter 91,6 dB(A) zu begrenzen sind. Über die akustische Optimierung hinaus stand aber auch die Forderung des Anlagenbetreibers, die zu erwartenden strömungstechnischen Verluste (und die damit einhergehenden Betriebskosten) zu minimieren. Dazu wurde bei dem in der Windobona-Anlage maximal benötigten Volumenstrom von 900.000 m³/h für die Zu- und Abluftöffnungen jeweils ein freier Mindestquerschnitt von 36 m² bestimmt. Daraus ergibt sich eine mittlere Geschwindigkeit der ein- oder abströmenden Luft von maximal etwa 7 m/s.

Um die projektierten Mindestquerschnitte zu realisieren, wurden an den seitlichen Zuluftöff­nungen des Gebäudes und an den Abluftöffnungen auf dem Dach jeweils außenliegende Stahlbaukonstruktionen angebracht, die zur Aufnahme der Schallschutzmaßnahmen (Schall­dämmungen) unter den vorgenannten Rahmenbedingungen dienten. Die seitlichen Zuluft­öffnungen am Gebäude wurden durch das Aufsetzen der Stahlbaukonstruktion und der damit möglichen Ansaugung aus zwei Richtungen (Ost und West) auf den geforderten Mindest­querschnitt vergrößert. Die Stahlbaukonstruktionen wurden nach außen mit einer gedämmten Blech-Außenfassade beplankt. Im Innern der Stahlbaukonstruktionen wurden die sichtbaren Bereiche der Außenfassade sowie der Dach- und Bodenbereiche zusätzlich von innen mit schallabsorbierenden Paneelen als Wand-/Dach-/Bodenverkleidung ausgestattet. Die verbliebenen Ansaug-/Abluftöffnungen wurden mit Kulissensätzen vom

Typ K-200TL in der Zuluft und vom Typ K-100TL in der Abluft ausgerüstet, um die vorgesehene Verringerung der Schallleistungsemissionen zu erreichen. Die Bereiche der Ansaug- und Abluftöffnungen wurden zusätzlich außen mit einem Vogelschutzgitter und Wetterschutzlamellen abgedeckt.